Montag, 28. November 2011

Volvo Ocean Race 2011/12 - Puma, Birdies und Bremen

Golfen und Segeln werden ja schon länger als kompatible Sportarten angesehen, und Golfreisen per Flotillensegeln sind auch nichts neues mehr. Nachdem GROUPAMA es aufgegeben hat, Napoleon von St. Helena zu befreien (oder es nie vorhatte), muss Puma nach neuen Herausforderungen auf Tristan da Cunha suchen - und fand das Golfen auf der Kuhweide (oder die Kühe das Weiden auf dem Golfplatz).

Wie auch immer, während TELEFONICA sich den Etappensieg holte, CAMPER den zweiten Platz absahnte und GROUPAMA noch 250 sm weit vor Kapstadt sich wohl davor grault, den afrikanischen Kontinent zu erreichen, der sie vorher so viel Zeit gekostet hat, weiß Puma's MAR MOSTRO-Mannschaft, wie man die Segelgemeinde auch ohne Topspeed und Powersurf voll auf seine Kosten kommen läßt. Tristan da Cunha ist erreicht, und das Team wartet zwar nicht auf die dramatischste, aber bestimmt die spektakulärste Rettungsaktion der Segelgeschichte. Das Team sitzt auf dem abgelgensten bewohnten Eiland der Welt, mitten im Südatlantik, trifft sich abends im Pub, spielt Golf mit den Kühen und wartet auf den Frachter TEAM BREMEN, der Boot und Crew nach Kapstadt bringen soll. Das ganze hört sich ziemlich entspannt an, alle Beteiligten dürften aber ganz schön Schweiß auf der Stirn haben, weil der Start zum Inport (9./10. Dez) und zur nächsten Etappe (11. Dez) nicht warten werden...

Sehr schön ist, dass der Name einer deutschen Hansestadt mit im Spiel ist. Der 130m-Frachter TEAM BREMEN unter maltesicher Flagge soll auf dem Weg nach Tristan sein. Vesseltracker allerdings meldet ihn als "The current position is not available because the vessel is not in one of our covered regions at the moment." Läßt sich also grübeln, ob Vesseltracker ein so eingeschränktes Gebiet vorhält, Tristan da Cunha nicht als Region dieses Planeten zählt, oder ob das Schiff im somalischen Piraten-Stealth-Modus fährt. Bei Live Ship Maps ist es nicht anders, also tippen wir mal auf Stealth-Modus. Vielleicht wird das Schiff derzeit noch heimlich als Turnschuh umgebrandet.

Puma, Daumen gedrückt für eine schnell Reise nach Kapstadt, und laßt uns weiter teilhaben an dem Tristan-Abenteuer. Ihr seid jetzt schon die Gewinner des Unterhaltungspreises 2011.

Donnerstag, 24. November 2011

Volvo Ocean Race 2011/12 - Puma-Reisebüro brilliert

Das Video muss man gesehen haben, und mittendrin Michi Müller an der Zapfsäule.

MAR MOSTRO hat sich für die logistischen Engpässe auf Tristan da Cunha was ganz besonderes ausgedacht: ein Schiff startet von Kapstadt und sammelt Boot und Crew auf dem Felsen ein. Da sollen jetzt bitte alle mal ganz still sein, die das Reisen in einem Privatjet für was besonderes gehalten haben. Ab heute wird nur noch Privatfrachter gefahren, mit Valet-Service. Wir drücken alle die Daumen, dass die Jungs rechtzeitig in Kapstadt sind, und ein anerkennend staunendes Nicken für das Puma-Shore-Team. ZIM-Frachter zum Tanken organisiert, Pick-Up-Service von der einsamsten Insel der Welt. Was kommt als nächstes?

Die drei im Rennen verbliebenen Yachten haben noch 1000 plus Meilen abzuspulen, TELEFONICA 113 sm vor CAMPER. GROUPAMA leckt sich noch die Wunden von ihrem Afrikaausflug und liegt 344 sm hinter TELEFONICA auf dem recht kommoden 3 Platz. Oder lauern sie sowieso nur darauf, nach St. Helena abzudrehen und Napoleon vor MAR MOSTRO zu befreien?

Dienstag, 22. November 2011

Volvo Ocean Race 2011/2012 - VOR? TJV? Houston, we have a problem...

Eigentlich plagte das Lobstergewissen der zu lange liegen gelassene Artikel über das Transat Jacques Vabre, der nicht so richtig aus der Feder wollte, ohne ätzend zu werden, weil die Hälfte der Flotte aus guten oder auch weniger guten Gründen aufgegeben hatte. Zur Ablenkung kann man da ja mal kurz beim VOR vorbeigucken, wo auch noch ein Spruch zu GROUPAMAs Afrika-Reise fällig war - kein böser Spruch, sondern ein Lob für das Reiseziel und ein Daumen-Hoch, dass alles nur noch besser werden kann.

Und prompt wird es besser. Nicht mehr lange, und GROUPAMA wird sich vom vierten auf den dritten Platz vorgekämpft haben. Nicht, weil sie so schnell sind, und nicht, weil die anderen so langsam sind, sondern weil MAR MOSTRO, der Puma-Schuh, gar nicht mehr segelt. Palme ab, alle wohl auf, Mast in Stücken gerettet, Segel auch gerettet, Notrigg gebaut, nächste Insel anvisiert.

Nächste Insel... Was lesen die müden Augen? Die Puma-Jungs steuern das 700 sm von ihrer Position entfente Tristan da Cunha an. Tristan da Cunha hat sicherlich strategische Vorteile: es ist nur noch 2800 sm von Kapstadt entfernt, es ist ein historisch bedeutender Ort, der von den Briten 1816 den Portugiesen abgeknöpft wurde, um eine Befreiung Napoleons vom ca. 800 sm entfernten St. Helena durch die Franzosen zu erschweren, und es hat 280 sicherlich total hilfsbereite Bewohner. Es hat allerdings auch Nachteile, etwa dass es die abgelegenste bewohnte Insel der Erde ist, selbstredend ohne Flughafen. Aber vielleicht nimmt das monatliche Postschiff ja den neuen Mast mit? Einfach nett fragen.

Oder haben wir die Antwort, warum der Mast von MAR MOSTRO gerettet wurde? Wollen sie daraus ein Floß bauen? Oder ist die ganze Kampagne doch nur ein Winkelzug der Franzosen, Napolen doch noch von St. Helena zu befreien? Sollte das gelingen, werden die bleu-blanc-rouge-GROUPAMA-Jungs aber bestimmt total neidisch.

Wir werden es noch rausfinden. Zumindest ist es schade, dass nun auch für das dritte Boot der sechs Volvo-Fahrer die Etappe zu Ende ist. Da bleibt zu hoffen, dass in Kapstadt alle sechs wieder auf den Beinen sind.

Foto: Amory Ross/PUMA Ocean Racing/Volvo Ocean Race

Donnerstag, 10. November 2011

ROCKALL - Tirpitz, Bulletmeister, Masterblaster, IRC Killing Machine

Im letzten Lobster One-Bericht über Christopher Opieloks Blitzboot kam die Frage auf, wem die Corby 36 mit der internationalen Crew und der Kriegsbemalung als nächstes das Fürchten lehren will. Die Antwort kam postwendend vom Blitzmaster persönlich:

"Es geht nicht weiter denn Rockall III wurde heute morgen in Malta an einen Australischen Eigner aus Brisbane übergeben und erfolgreich verkauft. Meine Crew und ich werden mal eine Auszeit nehmen, das wahren tolle zwei Jahre..."

John Corby, Crewmitglied und der Designer des Bootes meint, dass ROCKALL III wohl die erfolgreichste IRC Yacht der Welt geworden ist. So viele Siege hat wohl keine Yacht in zwei Jahren eingesammelt und hat sich die respekvollen Spitznamen Tirpitz, Bulletmeister, Masterblaster und IRC Killing Machine wohl verdient. 15 Einzelsiege mit Zielabschüssen lesen sich wie die Rolle der Medal of Honour:

2nd IRC Easter Championships

3rd Cervantes Cowes Cherbourgh Race

3rd IRC Championships

Winner Commodores Cup Class 3, 3rd Overall, 2nd Team

Winner Rolex Sydney Harbour Series Class 2

Winner Melbourne-Geelong Offshore Race, Audi Victoria Race Week

Winner Audi Sydney Harbour Race

2nd Middle Sea Race Overall und Class 4

"Opie" über sein Team:
"Unsere Crew ist mit Ausnahme von John Brinkers eine reine Amateurcrew, und kam mit Spinnenweben mit einem Durchschnittsalter von 49 (aus meiner Zeit aus Hong Kong und aus der Good old Admirals Cup times) hervorgekrochen. Aus Hong Kong, Australien, UK und Irland kamen sie aus Ihren Löchern."

Es hat mächtig Spaß gemacht, die große Kampagne dieses kleinen Bootes zu verfolgen. Kaum hatte ROCKALL irgendwo abgeräumt, tauchte sie am anderen Ende des Planeten auf und zog eine Schneise von Erfolgen durch die Ergebnislisten. "Who the f**k is Rockall?" mag es da oft geklungen haben, als das multinationale hong-kong-chinesische Krautschiff den Lokalmatadoren das Silber aus der Hand grabbelte. England, Deutschland, Australien, Mittelmeer, WTF???

Jungs, laßt es uns bitte wissen, wenn Ihr mal wieder jemandem in die lokale Suppe spucken wollt.

Volvo Ocean Race 2011/12 - In and Out of Africa

Auf der Suche nach Wind hat GROUPAMA bislang die bessere Karte gespielt, als sie sich vom Feld trennten und die afrikanische Küste entlangfuhren, während der Rest auf dem offenen Atlantik das Heil sucht. 87 sm vor TELEFONICA und 450 sm östlicher als das Dreierpäckchen stehen die Franzosen nun vor der Barfuß-oder-Lackschuh-Situation. Die Westwindzone hat ein Loch und dürfte GROUPAMA aufhalten. Wenn die anderen im Bogen um sie herumfahren, kann es das schon so ziemlich gewesen sein für die erste Etappe. Wenn sie ihren Vorsprung halten oder ausbauen können, dann kann sich der kühne Zug richtig auszahlen. Danke, Franck Cammas, dass Du es für uns so spannend machst.

AZZAM (Team Abu Dhabi) ist mit neuem Mast wieder unterwegs und steuert Gibraltar an. Mal sehen, ob sie aufholen können, währen die anderen Parkgroschen sammeln.

Foto von den Afrikafahrern in Schleichfahrt: Yann Riou/Groupama Sailing Team

Dienstag, 8. November 2011

Volvo Ocean Race 2011/12 - Kleinholz, Wind und dicke Augen

Ein kleines, aber feines Volvo Ocean Race liegt da vor uns. Die Powerteams wie CAMPER, MAR MOSTRO (Puma), GROUPAMA 4 und TELEFONICA vorne weg, Hoffnungsträger wie AZZAM (Abu Dhabi) und SANYA mit altem Boot als Underdog. Das reicht für Spaß am Tracker und montelange News. Deshalb links als Aufmacher ein cooles Bild von TELEFONICA vor der spanischen Küste, und keins von Kohlefasersplittern und Shoreteams.

Nichts desto trotz: keine 6 Stunden nach dem Start brach auf Team Abu Dhabis AZZAM der Mast. Mit harter und kalter Schneidearbeit im Wasser war die Palme bald gebändigt, der Weg zurück nach Alicante nicht weit und Donnerstag will das Team mit neuem Mast die Verfolgung aufnehmen. Im Interview mit Skipper Ian Walker wurde die emotionale und technische Achterbahnfahrt deutlich: "... ich wußte, dass es Probleme geben würde. Als wir fielen, hoben meine Füße vom Deck ab, und als wir landeten, fiel der Mast einfach weiter ... 16 Monate Arbeit, und vier [Stimme versagt] ... vier oder fünf Stunden in der Regatta, und alles um uns bricht zusammen ... vor einer Wochen haben wir das Import gewonnen, Weltspitze. Diese Woche sind wir es nicht. Vielleicht nächste Woche wieder..." Das ganze Interview gibt es hier.

Dann kommt wenig später SANYA. Der Bug dekompensiert, ohne die wasserdichten Schotten wäre die aufgepimpte ehemalige TELEFONICA BLUE gleich auf Tiefe gegangen. Jetzt fragt sich, ob die aufwändigen Repartauren schnell genug erledigt werden können, um das Boot nach Kapstadt zu verschiffen und von dort nach Abu Dhabi starten zu können. Wir drücken alle Daumen, Underdogs sollen beim VOR Erfolg haben können.

Und die, die noch unterwegs sind? Wer wirklich vorne ist, ist noch nicht klar. CAMPER schien immer ein Bischen schneller zu sein, inzwischen wechseln die Positionen durch. TELEFONICA und MAR MOSTRO suchen ihr Heil auf der offenen See, GROUPAMA fährt durch afrikanische Vorgärten, CAMPER irgendwo dazwischen und zurückgefallen. Jeder versucht, Wind zu finden und den Doldrums zu entkommen.

Foto von TELEFONICA vor Gibraltar: Maria Muina

Donnerstag, 3. November 2011

Transat Jacques Vabre 2011 - Rock and Roll, Fast and Furious, Blanche et Sauvage

Nach eingen Tagen Startverschiebung wegen eines beeindruckend bösen Tiefdruckgebietes fiel gestern um 15:00 endlich der Startschuss für das Transat Jacques Vabre von Le Havre nach Cost Rica. Obwohl das Wetter an Bosheit eingebüßt hatte, hat es immer noch ordentlich gescheppert, und die Transat-eigene Presse überschlug sich mit Beschreibungen für die erste Nacht des Rennens: "Rock and Roll" ist ja noch kein literarischer Leckerbissen, "Fast and Furious" ist da schon etwas weniger abgekaut. Schön wird es, wenn man die französischen Versionen der News durliest. "Blanche et Sauvage" hört sich gut an, "Weiß und Wild". Mangels ausreichenden Französischkenntnissen wurde der Kontext nicht ganz klar, es ging aber vermutlich um die die Beschreibung der Wellen, nicht um die Freundin des Texters.

Anna und Jakica sind mit GUST BUSTER mächtig schnell unterweg, mit 20+ Knoten Wind von hinten und immer zweistelligem Speed auf der Uhr. Das läßt allerdings kaum darüber hinwegtäuschen, dass sie in der sicheren Position liegen, in der man mangels Konkurrenz nicht mehr überholt werden kann. Es kann also nur besser werden. 70 Meilen voraus führt AQUARELLE die Class 40s an, 40 DEGREES ist 30 sm voraus. Das soll nicht so bleiben.

Gestern schrieb Anna kurz vor dem Start:

"Heute um 15:00 ist Start. Das miese Tief löst sich in mehr oder minder Wohlgefallen auf und beschert uns einige Tage in Reachbedingungen um 23 Knoten. Wende südlich von Irland und der nächste Wegpunkt sind die Azoren. Und dann wird nachgedacht wie wir um die Inseln rumkommen. Alles gut – Boot is fit und wir auch (wieder) ;-). Nachdem am Sonntag die Startverschiebung bekannt gegeben wurde gabs ein rauschendes Fest............

Ich halte Euch auf dem Laufenden :-)

LG Anna"

Die Hetzerei live gibt es auf dem Tracker.

Foto vom Start: Alexis Courcoux